"Unsere liebe Frau vom Berge Karmel"

in Hölsbrunn

Kirche in Hölsbrunn

 

Die Pfarrkirche Hölsbrunn ist eine einschiffige Anlage des späten 15. Jahrhunderts. Nach der Erhebung zur Pfarrkirche 1739 wurde sie stark verändert und 1745 - 1748 nach Westen zu erweitert. Gleichzeitig Neubau des Turmes. Der Umbau wurde von Sylvester Mayrhofer, Maurermeister zu Neumarkt a. d. Rott und Johann Ritter, Zimmermeister zu Gangkofen vorgenommen. Die Malerarbeiten besorgte Franz Josef Hipp, Maler zu Gangkofen.

 

1480 wurde die Kapelle in Hölsbrunn durch eine kleine Kirche ersetzt, die erstmals 1519 eine Glocke bekam. Seit Bestehen der Filialkirche Hölsbrunn (Mutterpfarrei Gerzen) war sie zugleich Wallfahrtskirche. Es fanden regelmäßige Wallfahrtszüge und Prozessionen nach Hölsbrunn statt, wodurch die Filialgemeinde mit den Wallfahrtsgaben der Gläubigen unterstützt wurde. Schon damals stifteten viele Leute Votivtafeln mit dem immer wiederkehrenden Satz „Maria hat geholfen". Während der Reformation und des 30jährigen Krieges ist anzunehmen, dass die Wallfahrt bis auf ein Minimum zusammenschrumpfte und zeitweise ganz zu erliegen kam. Ein gewisser Neuanfang lässt sich wieder seit dem Jahr 1645 feststellen, begründet durch den Erhalt eines Buches mit dem Titel „Verlöbnisse zur Gottesmutter von Hölsbrunn 16454-1745".

 

Die eigentliche Wallfahrt mit wahrhaft barockem Charakter und den typischen Ausmaßen der Barockzeit begründete aber erst Pfarrer Andreas Konrad Auer von Huttenkofen, der erste Pfarrer von „Heßbrunn", wie es in einer Aufzeichnung aus dem Jahre 1666 noch genannt wird.

 

Im Jahre 1735 wurde Hölsbrunn mit der Expositur Johannesbrunn zu einer Pfarrei erhoben.

 

1740 erbaute Pfarrer Auer den Pfarrhof, verlängerte die Kirche nach Westen, lies sie auf eigene Kosten in neuen, barocken Stil prächtig, farbenfroh und bilderreich ausstatten. Auch neue Altäre, eine neue Kanzel und eine Orgel ließ er einbauen und den Kirchturm mit Kupferdach versehen.

 

Zur Verstärkung des Glaubens lies Pfarrer Auer mit bischöflicher Erlaubnis 1740 durch die Karmeliten von Abensberg die Skapulierbruderschaft einführen. Mittelpunkt der Bruderschaft und der Pfarrgemeinde wurde die „Sakpulier-Muttergottes, die alte, spätgotische Madonna in der Pfarrkirche".

 

Nach den Kriegswirren wurde 1745 die Kirche durch den Anbau des Speishauses vergrößert. Dabei wurde auch der Turm auf die jetzige Höhe von 38 Meter gebracht. Vier Jahre später wurde die Kirche erweitert, sodass die Gräber der Eltern von Pfarrer Auer dann im Kircheninneren waren. Kirchenrenovierungen fanden 1889, 1898, 1931, und 1977 statt.

 

Die Orgel wurde 1993 eingebaut und erhielt ihre Weihe durch Abt Wolfgang Hagel aus Metten. An der Brüstung der unteren Empore sind die zwölf Apostel mit Jesus Christus in der Mitte dargestellt. An der Brüstung der Orgelempore befinden sich links und rechts Votivbilder. An der Stützsäule der Empore befindet sich die Marienstatue, eine Nachbildung der Muttergottes der Gnadenkapelle zu Altötting und vielleicht die wertvollste Figur in der Pfarrkirche.

 

Mittelpunkt des Hochaltars ist die spätgotische Skapuliermuttergottes mit dem Jesuskind und dem Skapulier am linken Arm, in der rechten Hand das Zepter und die Krone auf ihrem Haupt. Zu ihrer linken ist der hl. Josef dargestellt, mit einer Lilie, als Zeichen der Reinheit. Zu ihrer rechten Seite der heilige Joachim mit den zwei Tauben, bei der Darstellung Jesu im Tempel.  Darüber befindet sich eine Darstellung von Gottvater, umgeben von Engeln und Heiligen. Den Abschluss nach oben bildet das alles überschauende Auge Gottes. Über den Durchgangstüren zu beiden Seiten des Hochaltars sind der hl. Joachim und die hl. Anna dargestellt, die Eltern der Gottesmutter. Über dem Tabernakel der Pelikan, der sich für seine Jungen opfert, als Sinnbild, dass Christus sich für die Menschen geopfert hat. Die bunten Fenster zu  beiden Seiten des Hochaltars zeigen links Johannes den Täufer und rechts den hl. Josef mit dem Jesuskind. Die Deckengemälde über dem Presbyterium zeigen Adam und Eva im Paradies mit der Schlange, der von der Gottesmutter der Kopf zertreten wird. Auf beiden Seiten des Gemäldes sind Darstellungen aus dem Text der Lauretanischen Litanei und Lobpreisungen Mariens.

Der linke Seitenaltar zeigt Herz Jesu, darüber die hl. Familie auf der Flucht nach Ägypten. Der Seitenaltar rechter Hand zeigt das Herz Maria, darüber die hl. Familie auf dem Rückweg vom Tempel Jerusalem, nachdem sie Jesus im Tempel gefunden hatten. Die beiden Gemälde am Rundbogen über den Seitenaltären stellen Mariae Verkündigung dar. Links „Gegrüßt seist du Maria" und rechts „Siehe, ich bin eine Magd des Herrn". Das Medaillon oben in der Mitte des Rundbogens hat folgende Inschrift: „Die Kirche von der heiligen, makellosen Jungfrau - verwüstet durch einen Donnerschlag - ist also wiederhergestellt durch die Bemühungen des vorgenannten Pfarrers Andreas Konrad Auer. Die dabei groß geschriebenen Buchstaben, der Reihe nach gelesen, ergeben die römische Jahreszahl der Wiederherstellung des Gotteshauses 1741.

Die beiden Bischöfe auf beiden Seiten im Langhaus sind links der hl. Nikolaus mit den goldenen Äpfeln und rechts der hl. Wolfgang, der Patron unseres Bistums.

Die Kanzel ist sehr sinnvoll und farbenfroh gestaltet mit dem hl. Geist, der von hier ausgehen soll. Gegenüber die Schmerzhafte Muttergottes unter dem Kreuz.

In den Seitennischen befinden sich die Beichtstühle. Die farbigen Fenster dahinter zeigen links Herz Maria und rechts Herz Jesu. Darüber ist links der hl. Petrus und rechts der hl. Paulus dargestellt.

Das Deckengemälde im Kirchenschiff zeigt vorne eine Wurzel-Jesse-Darstellung mit Jesse am Boden liegend, aus ihm hervorgehende Königsgeschlechter, unter ihren König David, aus dessen Geschlecht Maria, die Mutter Gottes stammte.

Das große Deckengemälde zeigt die Gottesmutter wie sie dem seligen Simon Stock, dem General des Karmeliterordens das Skapulier überreicht. So ist sie ihm 1251 erschienen, als er sie anflehte in der Not des Karmeliterordens, der nach der Kreuzfahrerzeit aus seinem Ursprungsland Palästina - Berg Carmel - im Abendland kaum Anhänger fand. Nach dieser Erscheinung aber fasste der Orden auch im Abendland Fuß und brachte bald die Laienbewegung der Skapulierbruderschaft hervor. Links sieht man den ersten Pfarrer Andras Konrad Auer bei der Übergabe der Pfarrkirche von Hölsbrunn an  die liebe Frau von Berge Carmel.

Das Deckengemälde über der Orgelempore zeigt den "Jakobs-Segen". Der schon erblindete Vater Isaak gibt seinem zweitgeborenen Sohn Jakob den „Erstgeborenensegen". Mit Hilfe seiner Mutter Rebekka verkleidet sich der jüngere Zwillingssohn mit Ziegenfellen, um seinen Vater die stark behaarte Hand seines Bruders Esau vorzutäuschen. So lässt sich der alte Vater den Segen abtrotzen, der eigentlich Esau zusteht und alle Erstgeborenenrechte der damaligen Nomadensippe beinhaltet. Der ältere Bruder Esau kommt mit seinem Wildbret zu spät und wird der größte Feind seines Bruders. Darin liegt die Wurzel des bis heute schwelenden Konfliktes zwischen Juden und Arabern, welche ursprünglich Bruderstämme waren.

 

Die Filialkirche St. Margaretha zu Radlkofen

 

Die Kirche in Radlkofen wurde nach vorliegenden Berichten um 1500 erbaut, wahrscheinlich durch Andreas Radlkofer. Das Langhaus wurde in der Barockzeit umgebaut und 1890 nach Westen erweitert. Die Anlage ist einschiffig, im Chor spätgotische Netzgewölbe, die Südsakristei gilt als Begräbnisstätte der Radlkofer. Die Einrichtung ist neugotisch.

 

In der Mitte die hl. Margaretha, die Patronin der Filialkirche, dargestellt mit dem Drachen, dem Sinnbild des Bösen an der Kette. Zu ihrer linken Seite ist die Statue des hl. Josef mit der Lilie, dem Sinnbild der Reinheit und zu ihrer rechten Seite Maria, die Mutter Jesu.  Am Spitzbogen, wo sich früher die beiden Seitenaltäre befanden, sind mit Blick nach vorne links der hl. Sebastian und rechts die hl. Barbara dargestellt.  Dem hl. Sebastian ist bis in die Gegenwart von der Pestzeit her noch alljährlich eine Woche gewidmet mit Bittgang und Gottesdiensten in der Filiale zum Dank für seine Hilfe in dieser schweren Zeit.

Die Seitentafel links vorne zeigt Jesus am Ölberg mit den drei schlafenden Jüngern, über ihm der Kelch. „Vater, wenn es möglich ist, lass diesen Kelch an mir vorüber gehen".

Auch das große Gemälde an der linken Wand, das bei der letzten Renovierung 1974 freigelegt werden konnte, zeigt Jesus mit den Jüngern am Ölberg und von rechts kommt Judas mit den Schergen heran. Leider konnte nicht das ganze Gemälde freigelegt werden, sodass die linke Seite nicht vollständig ist.

Die beiden bunten Fenster zu beiden Seiten des Hochaltars zeigen links St. Marins Barmherzigkeit, wie er seinen Mantel mit dem Bettler teilt und rechts St. Martins seligen Tod. Die beiden Fenster stammen von Jahr 1891 und sind Stiftungen von ortsansässigen Familien. Auch die Kreuzwegtafeln in Hinterglasmalerei, gemalt von Josef Weilhammer (Gangkofen), sind bei der letzten Renovierung angeschafft worden und von einem anonymen Spender gestiftet.

 

Nebenkirche St. Stephanus in Unterbachham

 

Wie aus Bayerns Chronik hervorgeht, war Unterbachham in frühen Zeiten ein Hofmark mit Schloss. Inhaber des Gutes waren im 16. Jahrhundert die Engelhofer zu Angerbach. Ihnen folgten im Besitz die Neuburger zu Pasing (bis 1655), die Guntacker von Auerbach, die Freiherrn von Hechenkirchen, Freiherrn von Bessol (1695), die Freiherrn von Vieregg und die Freiherren von Lerchenfeld (18. Jahrhundert). Das Schloss, ein sogenanntes Weiherhaus stand am Südwestrand der Ortschaft und ist nicht mehr vorhanden.

 

Die Kirche: Ein spätgotischer Bau, wohl aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die Vorhalle von 1879. Ein einschiffiger Bau mit eingezogenem Chor mit zwei Jochen und Schluss mit drei Sechseckseiten. Langhaus mit drei Jochen. Westturm in das Langhaus einspringend und südlicher Vorhalle. Im Chor Netzgewölbe ohne Wandpfeiler. Der Chorbogen ist spitzbogig, beidseitig gefasst. Statt des nichtausgeführten Gewölbes Flachdecke im Langhaus. Die Fenster im Chor sind modern gotisch, die des Langhauses barock.

 

Der Hochalter ist modern gotisch mit dem Bildnis des hl. Stephanus. Die Monstranz, die auf dem Hochaltar steht, bringt eine Reliquie des hl. Sebastian.

Die Kanzel ist in barocker Ausführung um 1700 mit den Bildnissen der drei Evangelisten Johannes ganz links an der Wand, Markus und Lukas. In der Mitte die Tafel mit den zehn Geboten und den Bibelworten „der Mensch lebt nicht nur von Brot allein, sondern aus dem Wort, das aus dem Munde Gottes kommt".

Die Marienstatue am Spitzbogen stammt aus dem 18. Jahrhundert.

 

Das Deckengemälde zeigt die heiligste Dreifaltigkeit, Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist in der Mitte, umgeben von den vier Evangelisten.

Die Votivtafel hinten links zeigt den Bombenabwurf von amerikanischen Bombenflugzeugen während des Hauptgottesdienstes am Skapulierfest 1944 und wurde gestiftet von Familie Wagenhofer zum Dank dafür, dass die Bombe ihr Anwesen verfehlte.

 

Grossansicht in neuem Fenster: Kirche Hölsbrunn 2 Grossansicht in neuem Fenster: Kirche Hölsbrunn '3